Die „Supershrinks“, also die Superseelenklempner, stammen aus Beobachtungen eines Forschers namens David Ricks:

In 1974, [he] coined the term supershrink to describe a class of exceptional therapists—practitioners who stood head and shoulders above the rest. His study examined the long-term outcomes of „highly disturbed“ adolescents. When the research participants were later examined as adults, he found that a select group, treated by one particular provider, fared notably better. In the same study, boys treated by the pseudoshrink demonstrated alarmingly poor adjustment as adults.

Scott Miller: https://www.psychotherapy.net/article/successful-psychotherapists

Herr Ricks hat eine Studie mit „schwer gestörten“ Jugendlichen durchgeführt, und stellte fest, dass die Gruppe eines bestimmten Behandlers durch die Bank bessere Resultate hatte. Im Gespräch mit den Jugendlichen stellte sich bald raus, dass die das genau wussten: Neuankömmlinge wurden immer gefragt, bei wem sie sind – wenn sie bei diesem Top-Behandler waren, haben die anderen Jungs gratuliert: „Oh, good for you, he’s the supershrink!“.

Das wirft natürlich die hochinteressante Frage auf: Was hat dieser Mensch, was andere nicht haben, und kann man es lernen?

Scott Miller und Barry Duncan verfolgen diese Frage seit Jahren, und ich habe aus ihren Büchern und Artikeln vor allem zwei Erkenntnisse mitgenommen:

1. Messbarkeit

Barry Duncan vertreibt selber 2 Instrumente, die sowohl das Ergebnis (Outcome) quantifizieren, wie auch den Prozess, also die beraterische / therapeutische Beziehung. In unserer Ausbildung raten wir allen Teilnehmenden dazu, ihre Sitzungen auf diese Art und Weise „nachzumessen“. Es ist denkbar einfach – jedes Instrument hat 4 Skalen von 10cm, auf denen die Klient*innen markieren sollen, wie es läuft. Vorm Gespräch füllen sie aus, wie die letzte Woche war (Outcome-Maß), sodass man thematisieren kann, wenn es irgendwo schlechter oder besser wurde. Nach dem Gespräch füllen sie aus, wie das Gespräch war, sodass man beim nächsten Mal drüber sprechen kann, wenn das Thema oder die Beziehung nicht passend war.

Wir finden die beiden Instrumente sehr empfehlenswert – für die Benutzung durch Einzelpersonen sind sie sogar kostenlos zu haben! Dieser Artikel hier beschreibt en detail die beiden Instrumente.

2. Auseinandersetzung

Die andere und etwas komplexere Erkenntnis ist, dass die Ausübung von Therapie/ Beratung/ Coaching ein bisschen so ist wie das Musizieren: Es geht nicht darum, zu verstehen, wie ein Klavier funktioniert, was eine Quinte ist, welche Note welchen Ton repräsentiert. Das ist keine einmalige Erkenntnis.

Es geht noch nichtmal darum, ein Stück immer wieder perfekt spielen zu können. Das fänden wir nicht besonders beeindruckend an einer Musikerin.

Stattdessen finden wir Leute virtuos, die ihr Instrument beherrschen, die in der Lage sind, verschiedene Stücke zu interpretieren, sie verschieden zu spielen, je nachdem wie der Rahmen so ist. Für wen spiele ich? Wie groß ist der Saal? Welches Gefühl möchte ich heute ausdrücken?

Um diese Fähigkeit zu erlangen, muss man vor allem eins: Üben. Man muss als Musiker dranbleiben an der Materie, muss Musik bewusst hören, muss spielen, muss verschiedene Sachen ausprobieren und sich immer wieder an die Grenze dessen begeben, was man kann, um weiter zu wachsen.

Analog dazu ist die Erkenntnis von Scott Miller, dass auch Berater*innen und Therapeut*innen dranbleiben und üben müssen, und sich keinesfalls darauf ausruhen sollten, dass sie eine Methode gelernt und verstanden haben.


Wir glauben, das geht im Alltag ganz schön oft unter. Während einer Ausbildung hat man viele Diskussionen, macht Rollenspiele, spult zurück und wieder vor, um eine schwierige Stelle nochmal besser zu lösen, man liest Texte und schaut Videos, sowohl von sich selbst wie auch von anderen.

Aber nach der Ausbildung? Hat man Supervision, und das war es meistens.

Wir glauben, es ist auch die Aufgabe von Weiterbildungsinstituten, hierfür Lösungen zu finden, und haben in den letzten Monaten an etwas gearbeitet, das genau dabei helfen sollen. Wir starten damit am 01.10. – wenn du nicht verpassen willst, was es wird, schau am 01.10. vorbei oder melde dich für unseren Newsletter an! Wir tun damit unseren Teil dafür, dass es mehr „supershrinks“ gibt – und sind sehr gespannt, wie ihr es findet. 🙂

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