Am BRIEF in London legt man großen Wert auf die Unterscheidung von Instanzen und Ausnahmen – hier in Deutschland wird das bislang wenig diskutiert. Eine Teilnehmerin in unserer Level 3-Ausbildung hat es im letzten Block zum Thema gemacht, und wir alle fanden die Auseinandersetzung damit interessant. Daher heute dieser Artikel im Blog!

Das Besondere an der Lösungsfokussierung ist ja, dass man eben nicht versucht, Probleme zu analysieren und zu lösen, sondern stattdessen Lösungen entwickelt. Aus dem Grund fragen wir nicht „Wo drückt der Schuh?“, sondern „Wie soll es sein, wenn Sie hier fertig sind?“. Aus dem gleichen Grund drehen sich Skalierungsfragen immer um das, was da sein soll: Die 10 ist immer was Gewünschtes, und niemals sowas wie Angst oder Schmerz.

Den Leuten am BRIEF ist irgendwann aufgefallen, dass dieses lösungsfokussierte Denken an allen Stellen einen Unterschied für Fragen macht… außer bei der Suche nach Ausnahmen!

Ausnahmen definieren sich ja logischerweise als „Hier ist das Problem weg“. Auch die berühmteste lösungsfokussierte Frage macht das so, die Wunderfrage: Das Wunder besteht darin, dass die Probleme weg sind!

Eigentlich komisch, befand man da in London, müsste uns nicht stattdessen eher interessieren, wann die Lösung sich mal kurz gezeigt hat, und nicht wann das Problem kurz weg war? Als Begriff für ein solches Aufblitzen der Lösung wählten sie das Wort „Instance„, zu deutsch: Beispiel, Exemplar, Begebenheit, Erscheinung, Instanz. Ich selbst verstehe es so, dass die abstrakte Lösung sich in diesen Situationen einmal in der Realität verfestigt, die Situation ist somit eine Instanz der grundsätzlichen Lösung.

In weiten Teilen ist diese Unterscheidung vermutlich für Klient*innen nicht besonders relevant. Aber für uns als Fachkräfte ist ja Auseinandersetzung mit dem, was wir tun, immer gut!

Ausnahmenfragen beziehen sich immer auf etwas schwieriges:

Wann war das Problem mal nicht da? Wann war die Angst mal schwächer? Wann war in ihrer Beziehung nicht der Stress vorrangig?

Sehr schnell wird es dann natürlich trotzdem positiv, weil wir sofort wissen wollen: Was war stattdessen da? Dennoch sind das andere Fragen als Instanzenfragen:

Wann war das Wunder mal ein klein bisschen da? Wann hatten Sie diese Gelassenheit schonmal? Wann war es zuletzt harmonisch in Ihrer Beziehung?

Ich denke, wenn man noch gar nichts über die Lösung weiß, sind Ausnahmenfragen super, um in Richtung Lösung zu starten! Sobald ich aber Anhaltspunkte habe, wie die Lösung aussieht, kann ich durch Instanzenfragen super nachhaken:

Aha, wenn die Probleme weg sind, wären Sie stabiler, mehr mit Freunden unterwegs und auf der Arbeit präsenter…? Wie muss ich mir das vorstellen? Wie war es, als Sie zuletzt stabiler waren? Was haben Sie in der Vergangenheit gern mit Ihren Freunden gemacht? Woran haben Ihre Kolleginnen gemerkt, dass Sie auf der Arbeit präsenter waren?

Achtet doch mal drauf, ob Ihr nach Ausnahmen oder Instanzen fragt!

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