In einer gewissen Regelmäßigkeit denke ich darüber nach, wie das denn eigentlich sein kann, dass all diese unterschiedlichen therapeutisch-beraterischen Ansätze funktionieren. Also, schon klar, die Forschung ist ja deutlich: Es liegt eben nicht so sehr am Ansatz, sondern ganz viel am Rapport und an der Person, aber doch scheint ja etwas zu passieren, denn mit derlei Gesprächen verändern sich Menschen schneller als ohne (und auch schneller als mit „Placebo“-Gesprächen, also nett aber ohne besondere Idee).

Eine ganz heiße Spur für mich persönlich beginnt dabei im Gehirn: Da irgendwo macht Psychotherapie und Beratung einen Unterschied. Irgendwelche Synapsen werden verändert, egal ob ich über meine Kindheit, meine Muster, meine Familie, meine Werte oder meine Ziele spreche. Anders ausgedrückt (und etwas weniger kausal gefangen im kartesischen Leib-Seele-Dualismus): Man denkt anders. Man wechselt die Perspektive, man findet einen neuen Blickwinkel, man ändert die Beleuchtung auf die Dinge.

Die Dinge sind noch wie sie sind, aber wir schauen sie anders an.

Das gleiche tun wir als diejenigen, die Gespräche gestalten: Wir lernen zunächst, Dinge anders anzuschauen, neue Gedanken zu Problemen und Schwierigkeiten zu finden. Vielleicht sind Probleme gar nicht im Menschen, sondern außen (Externalisierung). Vielleicht sind Probleme gar nicht individuell, sondern ergeben sich aus dem Zusammenspiel von Personen (systemische Therapie). Vielleicht geht es gar nicht ums Probleme lösen, sondern ums Lösungen finden (Lösungsfokussierung). Vielleicht muss man gar keine Schwierigkeiten überwinden, sondern Fähigkeiten entwickeln (Ich Schaff’s).

Unser nächster Workshop, der solche Gedanken ganz spielerisch in das Leben von Kindern trägt, ist der Workshop von Viktoria Peter über das Foto-Interview. Ganz nebenbei wird nämlich in der Arbeit mit den Foto-Karten nicht nur herausgefunden, an welchen Stellen ein Kind noch etwas lernen könnte, sondern dieses Lernen wird eingebettet in Normalität: Hier sind 100 Fähigkeiten. Viele kannst du, manche kannst du noch nicht. Ist ja klar.

Das ist – ganz besonders im Kontext von Kindern mit Förderbedarf – enorm wertvoll, denn in diesen Kontexten drängen sich die Defizite in den Vordergrund, werden du Identifikationen und überdecken ganz viel vom eigentlichen Menschen. Dieser Perspektivwechsel kommt nicht nur den Kindern zugute, sondern natürlich allen, die ihn mit erleben, nicht zuletzt uns selbst, als Erinnerung: Ach ja, das Kind das so stolz ist, wie gründlich es Zähneputzt und sich schon sehr früh selbst beim Frühstück versorgt hat. Ach ja, das Kind mit dem Händchen für Freundschaften – da muss ich unbedingt nochmal fragen, wie es das macht.

Der Workshop ist in 2 Wochen, am 28.04., und es sind noch Restplätze frei.
https://ifrhamburg.de/events/das-photo-interview/