In der Kooperation mit unseren lieben Kolleg*innen vom Tra-i-n in Worpswede (einem tollen Institut mit traumapädagogischem Schwerpunkt) durfte ich schon zweimal Einführungs-Workshops in narrativer Therapie geben, und jedes Mal stellte ich fest: Es gibt noch so viel zu erzählen!

Aus diesem Grund gibt es bei uns dieses Jahr eine umfangreiche Einführung, nämlich einen Kompaktkurs.

Kompaktkurs Narrative Therapie & Beratung

06.04.2018 – 21.04.2018 – 4 Tage, jeweils 10:00 – 18:00
Preis: 450,00 €
Trainer*in: Jan Müller

Ich mag an dieser Stelle gern nochmal betonen, wieso mir die narrative Therapie so am Herzen liegt. Sie macht nämlich zwei Dinge, die ich von keiner anderen Therapieform in dieser Deutlichkeit kenne.

Überzeugungen und Intentionen

Genau wie die lösungsfokussierte Therapie ist die narrative Therapie ein Verfahren der Postmoderne und interessiert sich folglich nicht für endgültige Wahrheiten oder zugrundeliegende Strukturen. Menschen sind nicht von Trieben geschoben oder von Bedürfnissen gezogen, Menschen tun Dinge, weil sie das so möchten, weil sie Überzeugungen und Intentionen haben, weil ihnen etwas was bedeutet. Und über diese Bedeutungen kann man sprechen.

Ich bin der Meinung, jede*r kennt das: Im Gespräch mit jemand nahem gibt es manchmal diese Momente, und man merkt: Ja genau, DESHALB! So ist es. DAS bin ich. Und dieses sich-selbst-verstehen-und-nah-sein ist etwas, das durch narrative Therapie häufig geschieht, und ich finde es sehr schön.

Bewusstheit über Rahmen

Wir leben allerdings nicht nur aus unseren Überzeugungen heraus, sondern sind auch eingebettet in bestehende Diskurse, entweder eigene oder gesellschaftliche. Ich bin zum Beispiel ein Mann, und an manchen Stellen begegnen mir Ideen darüber, was das bedeutet. Ich selbst habe auch Ideen, was ich am Mannsein wichtig (oder herausfordernd, oder ätzend, oder schön) finde, und mein Erleben findet innerhalb dieser Ideen statt.
Die narrative Therapie nimmt diese Beziehungen zwischen uns und solchen Ideen genauer unter die Lupe, und ich schätze diese „politische“ Dimension sehr. Wir sind nicht unbeeinflusst von der Welt, und manchmal ist unser Erleben im starken Kontrast, was man erleben „sollte“, und der erste Impuls ist: Ich muss wohl falsch erleben. Stattdessen nochmal genau zu schauen, was für ein Diskurs da eigentlich am Werk ist, und ob man mit diesem Diskurs einverstanden ist, was er möglich macht und was er erschwert, und welche anderen Ideen und Absichten man eigentlich jenseits dieses Diskurses noch so hat… das wird oft ein spannendes Gespräch.

Ich würde mich sehr freuen, wenn der Kompaktkurs gut besucht wird und die narrative Szene in Deutschland weiter wächst! Bis dahin!